Uwe Schulz

Muttertag und Mallorca

Das Heimatinterview, Teil 1

Als ich mal wieder in Bergkamen war, baten mich Schülerinnen des Gymnasiums um ein Interview. Wegen der alten Zeiten, und weil ich ja was mit Medien mache. Als ich zusagte, wusste ich nicht, wie viele Fragen mich erwarteten. So viele, dass ich das Interview hier in den kommenden Tagen in mehreren Teilen veröffentliche. Die Fragestellerinnen gehören zum Literatur-Kurs der Schule, den ich zu meiner Zeit auch besucht habe. Deshalb gehts oft ums Texten.

 

• Wollten Sie schon immer Moderator oder Autor werden?

Nein, ich wollte immer gerne mit Menschen ins Gespräch kommen. Ich wollte seit meinem 16. Lebensjahr journalistisch arbeiten. Dass sich beides so harmonisch verbinden lässt wie in meinem aktuellen Hauptberuf, wurde mir erst später klar. Fügung und Mut haben mich hergebracht.

• Welche Tätigkeit macht Ihnen innerhalb Ihrer Arbeit am meisten Spaß?

Als freischaffendem Journalist, Autor und Medientrainer macht mir der Wechsel von Tätigkeit zu Tätigkeit besonders viel Freude. Also ist der aktuelle immer der spaßigste Job. Gestern eine Podiumsdiskussion, heute eine Lesung, übermorgen Radiomoderation.

• Was ist Ihr zur Zeit spannendstes Projekt?

Das Große und Ganze des medialen Umbruchs geschickt und klug mitzugestalten. Hörfunk und Print – meine ersten großen Leidenschaften – stehen unter ständigem Reformdruck. Ich damit auch. Über meine spannenden Gedanken an ein neues Buch spreche ich vielleicht, wenn es weiter herangereift ist.

• Werden Sie beim Schreiben Ihrer Bücher unterstützt?

Ja, ziemlich schlecht durch die Autokorrektur meiner Textverarbeitungssoftware. Und wie die meisten Verlagsautoren ziemlich gut durch ein engagiertes Lektorat. Vera Hahn und Christian Meyer waren es zuletzt bei fontis.

• Was macht Ihnen an ihrem Beruf am meisten Spaß?

Die Lizenz zum Fragen und Forschen zu haben. Fremde Räume zu betreten.

• Wie lange schreiben Sie selbst schon, und wie kam es dazu?

Ich schreibe seit meinem fünften Lebensjahr (– dazu kam es, weil meine ältere Schwester bereits schrieb), Sinnvolles seit meinem sechsten (weil es die Lehrerin verlangte), Literarisches seit meinem zehnten (weil ich meiner Mutter etwas zum Muttertag reimen wollte), Lesbares seit meinem vierzehnten (weil ich wie viele Pubertierende Weltschmerz und Sehnsüchte ausdrücken wollte), weithin Publiziertes seit meinem sechzehnten (als ich begann, für Zeitungen und im Literaturkurs des Gymnasiums Bergkamen zu schreiben).

• Und wo schreiben Sie – zu Hause, draußen, im Bett, an speziellen Orten?
Ziehen Sie sich dabei total zurück?

Ich habe schon auf einer mallorquinischen Sonnenliege, im Flugzeug über Neufundland, im rheinisch-bergischen Bett und am eigenen oder Hannoverschen oder belgischen Schreibtisch in mein Laptop hineingedacht. Mein Rückzugsort ist eine viel zu unbequeme Ledercouch aus den frühen 1990ern im Arbeitszimmer. Da arbeite ich so streng, dass meine Frau sogar an der Tür klopft, bevor sie eintritt.

 

Teil 2 des Interviews:

Fehmarn und Latein

 

 

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